Klimapolitik des Bundesrats ist selbstwidersprüchlich

2020-04

2050 netto-null: Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative reicht nicht weit genug

Der Bundesrat hat in seiner Medienmitteilung vom 3.4.2020 mitgeteilt, einen direkten Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative auszuarbeiten. Wie die Initiative will er Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 erreichen, die Initiative aber in zwei Punkten abschwächen. Mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen der Schweiz erst im Jahr 2050 auf Netto-Null zu senken, wird der Bundesrat jedoch seinem eigenen Anspruch nicht gerecht, nämlich die Klimapolitik der Schweiz an einer globalen Erwärmungsgrenze von 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit auszurichten.

Die Emissionen, die in der Schweiz aus einem Absenkpfad bis 2050 resultieren, übersteigen jedoch die für die Obergrenze von 1,5°C möglichen Emissionen der Schweiz bei Weitem, sie betragen etwa das Doppelte. Und dies, ohne Berücksichtigung weiterer Gerechtigkeitsüberlegungen gemäss Parisabkommen oder weiterer Budgetschmälerungen (Landveränderungen, graue Emissionen etc.). (Vgl. Abb.1, weitere Details siehe Medienmitteilung)

Emissionen CH bei 2050-Netto-Null

Letztlich impliziert die Strategie des Bundesrates Negativemissionen in grösstem Stil. Der grossflächige Einsatz von Techniken zur Entnahme und Einlagerung von CO2 aus der Atmosphäre wird jedoch von den Akademien der Wissenschaften Schweiz als „kaum möglich beziehungsweise wünschenswert“ erachtet.

Das Netto-Null-Ziel bis 2050 schliesst das Einhalten der Obergrenze von 1,5°C praktisch aus. Der Bundesrat handelt damit selbstwidersprüchlich.

KlimaVerantwortungJetzt ruft daher den Bundesrat und die zuständigen Behörden auf, der Schweizer Bevölkerung reinen Wein einzuschenken. Denn ohne Bewusstsein der tatsächlichen Dringlichkeit ist keine Politik möglich, die dieser Dringlichkeit auch nur annähernd adäquat ist. Corona lässt grüssen.

Weitergehende Informationen in der Medienmitteilung.


Medien

Medienmitteilung KlimaVerantWortungJetzt.ch vom 3.4.2020 (pdf)

Vorträge, Workshops, Keynotes

2020-02

Klima, Stadt & Leitbildkritik…

Wo stehen wir mit dem Klimawandel heute? Mit welchem Problem haben wir es zu tun? Warum kommen wir trotz 30 Jahren Nachhaltigkeit nicht recht vom Fleck? Was gilt’s zu tun?

Wünschen Sie die ein oder andere Antwort auf diese Fragen? Möchten Sie diesen Fragen innerhalb Ihrer Organisation Raum geben, sie diskutieren oder in Workshops Lösungen andenken? Dann können Sie mich gerne anfragen.

Dabei profitieren Sie von meinem Erfahrungsschatz als Hochschuldozent und Co-Studiengangsleiter (MAS Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung, HSLU), als Stadtplaner in kommunalen und kantonalen Verwaltungen, als ehem. Präsident der Labelkommission für 2000-Watt-Areale, als Klimaaktivist oder Kritiker von herrschenden Leitbildern (wie z.B. dem der Nachhaltigkeit oder der „Stadt der kurzen Wege“), sowie als Dozent Nachhaltigkeit an der FHNW, Institut Architektur.

Zum Klimawandel halte ich Vorträge vor ganz unterschiedlichem Publikum: vor Lehrpersonen, in Verwaltungen, bei Gewerkschaftsanlässen, in Hochschulseminaren, auf Fachkonferenzen, für die Klimabewegung, oder als Keynotespeaker vor Podien etc. Zum Beispiel:

Klima-Apokalypse: Krise oder Verheissung? Eine radikale Gestaltungsaufgabe. Öffentlicher Vortrag, Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) Basel-Münchenstein, FHNW, Februar 2020. Aufzeichnung des Vortrags

5 Thesen zur Erderhitzung und unserer Disziplin der Stadtplanung und Raumentwicklung, vorgetragen an der Zentralkonferenz des FSU 2019, KKL Luzern. Redemanuskript mit Quellen (pdf)

Kontakt: axel.schubert (at) klimaverantwortungjetzt.ch

FSU Zentralkonferenz 2019
Zentralkonferenz FSU 2019, Luzern, KKL

eine Übersicht zu Artikeln und Vorträgen von mir findet sich hier.

Dringlichkeitsleugnung und Verfehlung 1,5°-Ziel durch Bundesrat

2019-10

Unzureichende und mutlose Antworten des Bundesrats auf drei klima- & verkehrspolitische Vorstösse – Ein Kommentar

Im Nationalrat wurden im Frühjahr 2019 u.a. drei Vorstösse eingereicht, mit denen ein Bogen von der bundesrätlichen Klimapolitik zu einer klimapolitisch motivierten Verkehrspolitik aufgespannt werden kann. Diese wurden vom Bundesrat im September beantwortet. Im folgenden Kommentar werden seine Antworten beleuchtet. Aus ihnen geht zusammenfassend hervor:

Der Bundesrat

  • möchte die Klimapolitik der Schweiz am 1,5°-Ziel ausrichten. Dennoch beabsichtigt er nicht, angemessene Konsequenzen aus den Erkenntnissen des 1,5°C-Sonderberichts des IPCC vom Herbst 2018 zu ziehen, der das global extrem knappe CO2-Budget aufgezeigte. Indem der Bundesrat den Budgetansatz ablehnt, macht er sich stattdessen auf einen Budget-Blindflug. Dadurch verschleiert er nicht nur die Dringlichkeit entschiedenen Handelns, sondern auch, dass die Schweiz das 1,5°-Ziel komplett verfehlen wird;
    Vgl. Interpellation 19.3780 (Beat Jans): Umsetzung der Erkenntnisse des jüngsten Klimaberichtes 
  • lässt für den Verkehrssektor – und damit eine der grossen Hürden bisheriger Klimapolitik –völlig im Unklaren, wie er das Wissen um das extrem knappe, verbleibende Schweizer CO2-Budget gemäss des 1,5°C-Sonderberichts entsprechend herunterbrechen möchte;
    Vgl. Motion 19.3472 (Jürg Grossen): Für einen CO2-Absenkpfad im Strassenverkehr
  • … legt bezüglich der von ihm verwendeten, klimapolitischen Entscheidungsgrundlagen für den Strassenbau nicht ausreichend dar, warum diese angemessen (sachlich richtig) sind;
    Vgl. Interpellation 19.3506 (Michael Töngi): Zu positive Beurteilung der Reisezeitgewinne in Kosten-Nutzen-Analysen bei Strassenbauvorhaben?

Download kompletter Kommentar (pdf)